zeit, geld und daten

hinterfragt die Nachhaltigkeit unserer aktuellen Wirtschafts- und Datenpraktiken

Es wird wohl niemand behaupten, dass was wir aktuell auf diesem Planeten erleben, was unabhängig der Covid-Krise auf diesem Planeten passiert, nachhaltig, gesund und vor allem Zukunftsfähig ist. Die Menschheit sieht sich vielen Herausforderungen gegenüber. Sei dies die Finanzwirtschaft, dem Klima oder vielschichtigen politischen Herausforderungen. Dabei ginge es doch eigentlich um die Frage, was ist erstrebenswert, wofür lohnt es sich einzustehen und was sind Elemente welche diese Ideale stören.

Der Geld-Defekt

Wenn das Geld kaputt ist, wird alles zu Geld

Wir erleben die Ausläufer eines grossen Experiments in welchem die Frage gestellt wurde:

  • wie hoch lässt sich die Zeitpräferenz der Menschen treiben?

  • wie viel sinnloser Konsum ist möglich?

  • wie schnell kann sich das Hamsterrad drehen?

Eine Frage der Zeitpräferenz

Zeitpräferenz ist eines dieser scheinbar schwierigen ökonomischen Konzepte, welches in Wahrheit aber sehr simpel ist. Menschen mit hoher Zeitpräferenz leben im Hier und Jetzt. Sie geben ihr Geld aus, konsumieren auf Teufel komm raus – und ziehen diesen Konsum vielleicht sogar mit Krediten vor.

Menschen mit niedriger Zeitpräferenz planen längerfristig. Über Jahre, Jahrzehnte – vielleicht sogar Generationen. Reiche Menschen, die reich bleiben wollen, haben meist eine niedrige Zeitpräferenz – auch wenn das erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist, wenn man den Luxus ausblendet und die Immobilien, die Kunstwerke und die Firmenbeteiligungen sieht.

Arme Menschen haben eine hohe Zeitpräferenz. Sie haben meist gar keine Wahl, wenn es ums blanke Überleben geht.

Es scheint so, als wolle auf diesem Planten Vorderhand alles unter einer hohen Zeitpräferenz ablaufen. Gerade auch die Covid-Krise zeigt, dass wir offenbar um den Konsum am laufen zu halten, riesigen Mengen an neuem Geld schaffen. Der nachfolgenden Generation eine riesige Hypothek hinterlassen und darauf setzen, das wir das mit einer hohen Zeitpräferenz dann schon in den Griff kriegen.

Andere behaupten, dass wir aktuell die grösste Umwälzung von Werten- und Vermögen erleben. Der „normale“ wird auf der Zeitachse laufend enteignet. Vieles was heute passiert ist nicht nachhaltig. Wie mit Geld umgegangen wird, ist schlecht und auch eine Umwelt leidet unter schlechtem Geld.

Was ist eigentlich Geld?

Geld ist ein allgemein anerkanntes Tausch- und Zahlungsmittel, auf welches sich eine Gesellschaft verständigt hat. Die allgemeine Definition ist, dass Geld ein akzeptiertes Tausch- und Zahlungsmittel ist und dem Austausch und dem Erwerb von Gütern und Dienstleistungen dient. Es ist auch Wert- und Preismassstab sowie Recheneinheit, indem es der Bewertung und dem Vergleich der Güter und Leistungen dient.

Wenn „etwas“ die Funktion eines Zahlungsmittels, einer Recheneinheit und einer möglichen Wertaufbewahrung mitbringt, können wir es als Geld bezeichnen. Entscheidend ist es nicht, aus welchem Material Geld ist, ob aus Papier, Metall oder als rein digitale Repräsentation. Viele mehr ist es eben relevant, dass Geld allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Geld hat nur einen Wert wenn dieses auch verwendet wird, als Zahlungsmittel akzeptiert ist und wenn deren Nutzer auch Vertrauen in dieses Geld haben. Der Geldwert entsteht de facto durch den Nutzer und dessen Bereitschaft diesen Wert zu akzeptieren.

Es wäre auch vorgesehen, dass Geld als Wertspeicher dient. Ich verstehe zwar die Dynamiken wie Werte, Devisenkurse etc, gesteuert, beeinflusst werden, bin allerdings kein Ökonom. Ich sehe aber die langfristigen Geldentwertungen, Kaufkraftverluste und die Tatsache, das früher oder später viele Währungen verschwinden. Viele von uns können sich vielleicht an die Deutsche Mark erinnern, oder an die italienische Lira welche im Zuge der Einführung des Euro abgelöst wurden. Aber es gibt noch ein paar hundert Währungen mehr, welche verschwunden sind.

« Geld ist Macht so einfach ist das, wir alle haben Einfluss darauf, ob Macht zentral und konzentriert- oder aber dezentral und verteilt gelebt wird, setzt dich für innovative dezentralisierte Lösungen ein »

Der Internet-Defekt

Warum schreibe ich hier vom Internet-Defekt. Ich betrachte Daten als ebenso relevanter „Wert“ ähnlich wie es Geld oder Vermögen darstellt. Daten gelten ja allgemein als das Gold des 21. Jahrhunderts. Daten sind wertvoll, insbesondere dann, wenn mit Daten von anderen Geld verdient werden kann.

« wenn das Produkt kostenlos ist, bist du das Produkt »

Oder anders, es wäre leichtsinnig anzunehmen, dass deine Daten welche für viele Marktteilnehmer wertvoll sind, nicht verwertet oder verkauft werden. Insbesondere dann, wenn du Services nutzt, welche nichts kosten.

Um den Wert von Daten zu verdeutlichen, hier einige Beispiele:

  • Ein modernes Auto sammelt schon heute 25 Gigabyte Daten pro Stunde. Gelingt es diese zu monetarisieren, führen Analysten wie McKinsey oder Accenture Digital der Automobilindustrie Einnahmen von weltweit 450 bis 750 Milliarden Dollar vor Augen. Denn „Connected Cars“-Services wie die reibungslose Parkplatzsuche auf Grundlage von Echtzeitdaten werden ein fast zehn Mal höheres Umsatzpotenzial haben als heute, so die Einschätzung der Experten.

  • Unsere Datenerfassungsmaschine arbeitet passiv im Hintergrund der Smartphones in mehr als 800 Anwendungen weltweit integriert und erzeugt mehr als 3,5 Milliarden Daten pro Tag“, macht die deutsche Consulting-Firma Unlaut Werbung für sich, natürlich ohne zu verraten, in welchen Apps ihre Datensammelmaschine steckt. Das wissen selbst die meisten App-Entwickler nicht. Viele bedienen sich an kostenlosen Programmierbausteinen für ihre Anwendungen – auch von Google und Co. Sie öffnen der Datensammelei über APIs Tür und Tor, ohne selbst von den Daten zu profitieren, die ihre Apps fortan bei den Usern abgreifen. Damit zahlen sowohl Entwickler als auch Nutzer für scheinbar kostenlose Dienstleistungen, nämlich mit wertvollen Daten.

Auf mehrere Milliarden wird der weltweite Wert des aktuellen Datenhandels geschätzt. Wirklich wissen kann das niemand.

« Daten ist Macht so einfach ist das, wir alle haben Einfluss darauf, ob Macht zentral und konzentriert- oder aber dezentral und verteilt gelebt wird, überleg dir gut wem du deinen Daten anvertraust und stell sicher, dass deine Privatsphäre gewährleistet ist »

wir haben keine Kontrolle über unsere eigenen Daten

Nehmen wir das Beispiel einer eMail. Es gibt immer eine Kopie dieser eMail im eigenen Postfach auf irgend einem System. Ob und wie diese verschlüsselt sind- und ob die darin enthaltenen Informationen in irgend einer Weise weiterverwendet werden, ist nicht immer klar. Wir haben in den letzten Jahrzehnten Computer über Netzwerke verbunden, leben aber fast ausnahmslos das Prinzip einer zentralen Datenspeicherung.

fehlende Sicherheit im Protokoll

Die heute genutzten Internet-Protokolle haben in ihrem Basis Layer (Layer 0) keine eingebaute Sicherheits-Features. Erst der Anwendungs-Layer bringt Sicherheits-Features. Das Problem ist also, dass ich erst mit einem vertrauensvollen Anbieter eine eingebaute Sicherheit in den Lösungen erhalte. Standardmässig wird nichts was ich tue, auch nur Ansatzweise geschützt.

fehlender Settlement-Layer im Protokoll

Die heute genutzten Internet-Protokolle beinhalten auch keinen Möglichkeit interne Bezahlmöglichkeiten zu nutzen. eCommerce Anwendungen bzw. Bezahlmöglichkeiten sind nicht im Basis-Layer eingebaut. Das heisst es gibt immer eine Asymmetrie zwischen Information- und Wert und ich brauche immer eine gewisse Komplexität an Lösungen um eine Transaktion bestehend aus z.B. Information- und Bezahlung zu nutzen.

die Überreste der letzten Jahrzehnte Internet

Das wäre an Sich nicht ein Problem, wenn wir denn gewillt wären, neue Erkenntnisse und Methoden zu implementieren. Die Technologien sind mittlerweile da um wertvolle Daten im Interesse des Urhebers zu managen. Viele Unternehmen welche gerade mit- oder besser durch Daten Geld verdienen sind natürlich nur partiell daran Interessiert solche Technologien einzusetzen, insbesondere dann, wenn diese zu einer Verteilung des Werts „Daten“ führen und deren Geschäftsmodelle disruptiert werden.

der Politik-Defekt

Ob Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner, automatische Gesichtserkennung, Nutzerverifzierung oder Bestandsdatenauskunft, in den vergangenen Jahren gab es kaum einen Überwachungswunsch der Sicherheitsbehörden, der nicht von den Innenministern gesetzlich umgesetzt werden wollte. Ich beziehe mich hier vor allem auf die Entwicklungen in der EU bzw. in Deutschland.

Die Argumentation ist immer die selbe, es geht darum Straftaten früh zu erkennen, Kinderpornographie zu vermeiden oder Terror zu verhindern. Stellt man mit einer anderen Meinung da, kommt prompt: Wer nichts verbrochen hat, hat auch nichts zu befürchten – oder?

Das Plenarsitzungsdokuement aus dem 2017 zeigt wie Regierungen bereits bestehende Handlungsfreiräume schon nicht korrekt umsetzt. Viele Jahre später zeigt die Tagesschau, denselben Sachverhalt. Aber es werden dann lieber mal ein paar weitere Gesetzte auf den Weg gebracht.

Laut eine Gutachten des europäischen Gerichtshof aus dem 18. November 2021 scheint die deutsche Vorratsdatensammlung zudem gesetzwidrig, sie wird aber trotzdem praktiziert? Ein Gutachten des MaxPlanck-Instituts kommt zum Ergebnis: Im Vergleich der Aufklärungsquoten, die in Deutschland und in der Schweiz im Jahr 2009 erzielt worden sind, lassen sich keine Hinweise darauf ableiten, dass die in der Schweiz seit etwa 10 Jahren praktizierte Vorratsdatenspeicherung zu einer systematisch höheren Aufklärung geführt hätte.

Wenn der politische Wille nicht umgesetzt werden kann, schiebt die Bundesregierung das Problem an die Messenger-Anbieter ab, die ein unlösbares technisches Problem lösen sollen. Wenn du genauer wissen willst von was ich spreche, findest du hier deren nicht sehr ausgereifte Ansätze.

« Wir wollen den Providern (z.B. den Anbietern von sog. Instant Messaging Services und Sozialen Netzwerken) die Entscheidung überlassen, wie sie verschlüsselte Kommunikation als Regelfall und staatlichen Zugriff auf die Kommunikationsinhalte als gesetzlich geregelte Ausnahme gewährleisten. »

Ich bin der Meinung, dass es keine Möglichkeit gibt, den Strafverfolgungsbehörden aussergewöhnlichen Zugriff auf End2End verschlüsselte Kommunikation zu gewähren, ohne dadurch neue Schwachstellen zu schaffen.

In diesem Kontext will das Forschungsprojekt KISTRA (Einsatz von KI zur Früherkennung von Straftaten) „die die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für den ethisch und rechtlich vertretbaren Einsatz von Künstlicher Intelligenz durch Sicherheitsbehörden zur frühzeitigen Erkennung und Prävention von Straftaten der Hasskriminalität erforschen“. Ist ja alles gut und schön. Natürlich darf such die Justiz in ihrem „Werkzeugkasten“ auch weiterentwickeln. Ich frage mich allerdings, welche KI funktioniert ohne massives Volumen an Daten bzw. wo kommen sie den her, diese Daten?

« Zentralismus ist Macht so einfach ist das, wir alle haben Einfluss darauf, ob Macht zentral und konzentriert- oder aber dezentral und verteilt gelebt wird, wähle Politiker die sich nicht dem Zentralismus verschrieben haben »

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